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Buchvorstellung: Konflikt- und Gefahrensituationen in Bibliotheken

Konflikt- und Gefahrensituationen in Bibliotheken : ein Leitfaden für die Praxis / von Martin Eichhorn. - [Bad Honnef] : Bock+Herchen, 2006. - 127 Seiten ; 21 cm. - Literaturverz. S. 107 - 114. - IMD-Felder maschinell generiert (GBV). ISBN 9783883472461 


Das Buch behandelt ein Thema das nicht nur auf Bibliotheken, sondern auch auf andere Arbeitsumfelder oder Alltagssituationen zutrifft: Konflikt- und Gefahrensituationen. An was muss man dabei nun denken? Das ist eigentlich schnell erklärt, wenn man das Inhaltsverzeichnis betrachtet: “Kommunikation in Konfliktsituationen” ist eine einleitende Passage und “Verhalten bei Betriebsstörungen” der Hauptteil mit zahlreichen Unterpunkten. Am Ende kommt noch “Anmerkungen zu Innenarchitektur und Infrastruktur”. Die Unterpunkte aus dem Hauptteil umfassen u.a. folgende Punkte: Schlafende, übelriechende, psychisch auffällige, Rauschmittel nutzende, “geschwätzige” Nutzerinnen und Nutzer. Auffällige Jugendgruppen und Kinder. Punkte wie Handys oder dann auch noch schwerwiegendere Dinge, wie Sachbeschädigungen (inklusive Graffiti) oder Diebstahl, Beleidigungen und Anspucken, Bedrohungen, Handgreiflichkeiten, Bewaffneter Raubüberfall und Stalker. Auch gibt es Unterkapitel mit den Themen: Hausverbot, Kollegiale Unterstützung und dokumentieren von Vorfällen, Eigensicherung, Hilfe übers Telefon, Lautsprecherdurchsagen, Private Sicherheitsdienste und die Polizei als Partnerin [die weibliche Form steht im Buch, ich würde es aber eher neutral als Unterstützung nennen]. 

Einige der Punkte sind dabei durchaus spezieller für Bibliotheken und nochmal mehr bei öffentlichen Bibliotheken, aber auch bei wissenschaftlichen, allerdings auch allgemeiner auf andere Einrichtungen und Geschäfte übertragbar, z.B. Buchhandel / Einzelhandel. Tatsächlich ist das Thema stärker präsent, wenn gerade keine Notregelung zum Ausgang besteht, aber auch in normalen Zeiten ist es ein Thema, das bis zum Ernstfall leicht in den Hintergrund rückt.  

Gerade in (öffentlichen) Bibliotheken hat man aber schnell mit solchen Situationen zu tun und wenn man mal an Personaleinsparungen denkt, steht man schnell auch alleine in einer Situation und muss zumindest eine erst Zeitspanne überbrücken. Alleine ohne das Buch zu lesen, fallen mir zahlreiche Verfehlungen von Einrichtungen ein, was aber auch daran liegt, dass Bibliothek ein freundlicher Ort der Begegnung sein sollen und kein Hochsicherheitstrakt.


Es geht im Buch um Prävention und Lösungswege aus in- und ausländischen Bibliotheken. Die Inhalte stammen aus Beispielen von überwiegend öffentlichen, aber auch wissenschaftlichen Bibliotheken. Um die Themen zu erfassen, wurde dabei per Maillinglisten und per direktem Anschreiben von Einrichtungen gearbeitet. Ein Kriminalhauptkommissar des LKA Berlin hat u.a. das Werk vorab gesichtet und Hinweise beigesteuert.  

 

In der Einleitung deckt sich schonmal meine Einschätzung mit der Einschätzung des Autors. Einige Aspekte treffen ÖB’s anders oder vermehrt und WB’s weniger. Die Nutzerinnen und Nutzer, sind als Gruppe das ausschlaggebende, so haben WB’s eine andere Personengruppe, die sich ggf. mehr mit der Institution identifizierten (z.B. Unibibliotheken, was ich aus der Praxis auch bestätigen kann). Hingegen hat man gerne direkt eine Vielzahl an problematischen Personengruppen vor Augen, wenn man an ÖB’s denkt.  

 

In der Einleitung geht es um ein kurzes Erfassen des Problems, zumindest würde ich das so interpretieren und ein Treffender Vergleich mit einer Bibliothek und einer Parkanlage, sowie zunehmender physische Belastung für das Personal von Bibliotheken. Es gibt einen kurzen Anriss von Bibliotheken im Ausland und eine kurze, aber gute Übersicht zur Kommunikation in Konfliktsituationen, mit ein paar Beispielen, die mir im Kern ganz gut gefallen.  


Danach geht es im Buch um die oben bereits genannten Punkte, sowie ein paar weitere Aspekte, dabei je Abschnitt mal mit etwas mehr und mal mit etwas weniger Text, aber dafür kur und auf den Punkt gebracht, mit Anregungen zum Lösungsweg der Situation. Meist sind z.B. Vorschläge für einen Dialog mit dabei und aus der Praxis heraus kann ich auch sagen, dass die diese Art im groben durchaus wirkungsvoll ist. Ob es jetzt 1 zu 1 so passt, ist eine andere Sache und situationsbedingt. Generell ist es auch nur ein Buch mit Hinweisen, Anregungen, Ideen und zum Bewusstmachen, aber keine universale Lösung. Auch ein vermeintlich sicherer Dialog kann ins Gegenteil umschlagen. Generell sind aber die meisten Punkte und einige besonders, im Grundsatz sehr wichtig und sollten im Vorfeld vorbereitet und auch an die Belegschaft kommuniziert werden.   

 

Ein typischer Inhalt ist entsprechend des allgemeinen Bildes der Öffentlichkeit nicht Geschlechter neutral gehalten, was aber so eigentlich nicht korrekt ist. Auch andere Abschnitte im Buch sind ggf. leicht an der allgemeinen öffentlichen Ansicht gehalten. Das passt mit dem üblichsten Mustern zusammen und betrifft in einem Abschnitt z.B. Kinderbibliotheken insbesondere. Für dieses Thema gab es im Fernsehen eine Zeitlang eine Werbung, die genau das Thema beleuchtet hat, denn es ist zwar oft aber nicht generell auf ein Geschlecht festgelegt. So sollte man mit allgemeinen Nachlässigkeiten aufpassen und alles geschlechtsneutral sehen, selbst wenn es häufiger, meistens oder vermeintlich “eigentlich immer” auf nur eine Seite zutrifft.      

Ein Punkt aus dem Abschnitt “Polizei als Partnerin” stimmt mich dann aber wieder etwas erstaunt. Dort wird aufgeführt, dass es bedenken gibt bzw. da das Buch schon älter ist, gab, dass die Polizei Notrufe aus Bibliotheken nicht ernst nehmen "könnte" und wie man an die Dienstnummern von Polizistinnen und Polizisten kommt, wenn man sich über diese beschweren möchte. Wenn man dies mit (etwas entfernten) Alltagssituationen, ungeschönten Medienberichten usw. abgleicht, kann man das durchaus nachvollziehen und diese nachverfolgen per Dienstnummern ist eine putzige Idee, die vielleicht in solchen kleinen Fällen auch hilf. Ich denke, die Polizei ist, gerade auch in Berlin, immer wieder mal voll am Limit und überlastet. Wenn man schnell und zuverlässig Hilfe braucht, ist aber, wie im Bauch auch erwähnt der Notruf oder spezielle Untergruppen die beste Wahl. Generell gibt es ja auch noch die zwei anderen bekannten Einsatzgruppen, zwar für medizinisches und warmes, aber die kommen meist sehr zuverlässig und schnell und haben gerade auch in den Großstädten einen besseren Ruf.  

Ein kurzer, aber interessanter und von mir gerne ausführlicher gewünschte Abschnitt ist am Ende noch der Punkt um die Innenarchitektur und Infrastruktur. Mit einer kurzen Anmerkung zu sicheren und nicht so sicheren Standorten für Bibliotheken, Einlass von Nutzerinnen und Nutzern und interessante Punkte zur Einrichtung, Aufteilung und ein paar, sagen wir mal Handlungsempfehlungen in dem Bereich. Der Abschnitt ist mir viel zu kurz und da kann man sich gerne voll rein vertiefen, aber das muss eigentlich schon beim Bau der Bibliothek bedacht werden, was in der Praxis selten der Fall ist. Ich persönlich kenne keine der einfacheren Bibliotheken, die gut in Sachen Sicherheit ist, eher das Gegenteil, wenn man wirklich alles im Detail betrachtet.  


Fazit:

Alleine wenn man sich nur das Inhaltsverzeichnis des Buchs durchliest, kann man schon einige Mängel in Bibliotheken, bzw. In den eigenen Einrichtungen ableiten. Daher wird das Buch sicherlich eine spannende Lektüre. Die Abschnitte sind zahlreich und decken eine Menge ab, inkl. Ideen und z.B. Dialoganregungen. Da das Thema so speziell ist, sich mit der Zeit in gewissen Punkten auch leicht verändert und immer situationsbedingt neu erscheinen kann, ist so ein Buch ein sehr guter Einstieg ins Thema und auch ein sehr guter Ratgeber, sowie Grundlage für Schulungen und Untersicht, aber auch keine Universallösung. In der Praxis habe ich noch keinen schweren Fall erlebt, bzw. wurden ein paar Fälle im Vorfeld deeskaliert. Eine Schulung zum Umgang mit solchen Situationen sollte dringen in die Ausbildungen integriert werden und Schulungen fürs Personal sollten verpflichtend sein. Das Thema ist so umfassend, dass man unbedingt Fortbildungen dazu wahrnehmen sollten.  

 

In der Praxis wird man am ehesten noch in ÖB's auf "Situationen" vorbereitet. In WB's hört man gerne sowas in Richtung - kommt halt selber damit klar, was ggf. nicht immer gut geht. 2006 ist in Sachen Lösungen leider oft noch aktuell.


[Werbung] Das vorgestellte Buch gehört zu unserem Bibliotheksbestand (Arbeitsmaterial) und wurde mal regulär im Handel erworben.

FaMIlinks stellt Informationen zum Thema Arbeiten in der Bibliothek bereit: Infos zum Alltag und Tipps bzgl. Fortbildungsseiten. Ursprünglich war FaMIlinks ein Wordpress Blog, mit einer Themensammlung zum Ausbildungsberuf "Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste" (FaMI) in der Fachrichtung Bibliothek und diente als alternative Lernmethode, um Inhalte durch erneutes Aufschreiben einzuprägen. Inhalte zur Ausbildung sind allerdings recht Zeitaufwendig in der Nachbearbeitung und ggf. nicht mehr aktuell genug, daher gibt es hier eher allgemeine Inhalte.

Quellen:

Sofern nicht anders ausgewiesen: Berufsausbildung (Unterricht & Betrieb) & berufliche Praxis. (Regelwerke:) RAK-WB, RDA.

(Literatur:)  [1] Bibliothekarisches Grundwissen / Klaus Gantert ; Rupert Hacker ; 8., vollst. neu bearb. und erw. Aufl. ; K. G. Saur Verl. ; 2008 - ISBN 978-3-598-11771-8 (Online Module:) http://moodle.d-nb.de ; http://moodle.d-nb.de/course (Stand 28.11.2012)

 


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