Als FaMI kann man eine ganze Menge! Wenn man sich zusätzlich gerne selbst neues Wissen aneignet, dann hat man eine sehr gute Grundlage um fast überall einsatzfähig zu sein.
Mein Hauptbereich ist die Katalogisierung. Während der Ausbildung habe ich die Katalogisierung nach RAK-WB und zum Ende hin noch nach RDA gelernt. Das sind Katalogisierungsstandards, wobei RDA ein internationaler Katalogisierungsstandard ist, mit leichten Anpassungen an die Bedürfnisse der verantwortlichen Länderstellen. [Das ist eine grobe Erklärung & kein Satz zum Merken für Klausuren!]
Bei der Katalogisierung geht es für mich nun meist um die Kontrolle der Verbundaufnahmen bei Neuerwerbungen, das Anhängen (Ansiegeln) und Ergänzen von fehlenden Angaben im Bibliotheksmanagementsysteme (BMS) (z.B. Signaturen einfügen usw.). Wenn es noch keine Verbundaufnahme gibt, lege ich neue Aufnahmen im Verbund an, bzw. holt man sich aus anderen Verbünden die Titelaufnahmen und bereinigt diese. Auch mit Standard sind die Aufnahmen der Verbünde alle unterschiedlich, spätestens in den Feld-Nummerierungen und Importdaten.
Zusätzlich bearbeite ich noch unsere lokale Katalogisierung, für rein interne Publikationen. In den meisten Fällen hat unsere Erwerbung die Bücher bestellt und die passenden Aufnahmen im Verbund verknüpft, aber ab und an gibt es keine passende Aufnahme, was dann entsprechend von mir bearbeitet wird.
Auch Signaturen vergibt die Erwerbung, aber ich korrigiere bei auffallenden "Fehlern". Bei lokalen Katalogisaten und bei Projekten, wie z.B. Spenden vergebe ich auch Signaturen anhand der RVK.
Das FaMIs in der Katalogisierung arbeiten, ist nicht überall üblich, aber es spricht absolut nichts dagegen. Klar ist aber auch, dass z.B. studierte Kräfte ggf. spezialisierter sind und als Fachreferenten oder ähnliches eingesetzt werden können. Auch kommt es auf die Personen an. Ich katalogisiere gerne, muss aber immer wieder Stellen aus Beispielen und Regelwerken raussuchen. Es gibt Leute, die behalten das besser. Auch mag ich Teile der Regelwerke nicht und würde gerne manches ändern. Interessanterweise können die Verbünde teils Regelungen abwandeln, damit es den Verbunddaten entspricht.
Meine Tätigkeiten als Beispiel:
Schulungen wären auch kein Problem, aber dafür sind 2 anderen Stellen da.
Als weiterer Hauptbereich, kommt bei mir der Kundendienst / Auskunftsdienst hinzu:
Auch dieser Arbeitsumfang ist nicht überall für FaMIs üblich. Manche FaMIs dürfen nur die Ausleihe und Rückgabe betreuen und keine Auskünfte geben. Je nach Rahmenbedingung sind Bibliotheken da ziemlich unflexibel, aber es lockert sich hin und wieder etwas. FaMIs Auskunftsdienste zu untersagen, wie ich es bisher in einigen ÖBs mitbekommen habe, halte ich für komplett unsinnig und die betroffenen sehen dies auch so. Eine reine Bestandsauskunft und Recherchetipps sind kein Problem. Tiefergehende Rechercheanfragen kommen dann auf den individuellen Wissensstand an, aber im Zweifel holt man einfach jemand aus dem Team dazu. Bei uns werden aber z.B. keine tieferen Recherchen als Serviceleistung angeboten und damit braucht man dies bei uns nicht. Andere Bibliotheken bieten z.B. komplette Recherchen mit Dokumentation als Service an. Da kommt es dann immer auf die Anforderungen an und man wird ja auch mit Rahmenbedingungen versorgt.
Es kann aber natürlich auch sinnvoll sein, die Auskunft mit einer im Studium auf bestimmte Themen / Literatur spezialisierten Fachkraft zu besetzen. Auch als FaMI kann man das Wissen haben, wobei ich tatsächlich nicht so belesen bin, da mir das Interesse daran fehlt, was aber für den Beruf kein Hindernis ist, je nach Anforderung. In der Praxis sind für mich die alten Sammelwerke am unangenehmsten zum Raussuchen, da die keine schönen Titel zum Suchen haben, es oft mehrere Ausführungen gibt und Anfragende oft nicht genau wissen, welche Variante nun gebraucht wird.
Die allgemeinen- und Fachauskünfte, die Hilfe bei IT-Probleme (im Rahmen der Bibliothek) und zu allen anderen belangen der Bibliothek, an der Theke, per Telefon, per Mail und Ticket, sind aber extrem spaßig und bringen auch viel positives Feedback. Für mich ist es dabei auch immer wichtig, dass ich bei einer Anfrage z.B. am Ende meiner Schichten, nicht auf die Uhr schaue und die Anfrage nicht unvollständig bearbeitet lasse, nur weil keine Zeit mehr dafür wäre.
Dann betreue ich auch unsere Semesterapparate (und je nach Bedarf auch weitere, ähnliche Apparate).
Auch die Webseite der Bibliothek, die DBIS Seite und die Seite der Bibliothek im Intranet werden von mir, in Absprache mit der Leitung, betreut (auch wenn es alleine machbar wäre, aber als Führungsstelle möchte man auch Einblick behalten). Dabei sind zahlreiche neue Inhalte der Webseite und des Intranets von mir in Eigeninitiative entstanden (u.a. Anleitungen und Erklärungen). Auch habe ich einige Fotos für unsere Seiten selbst erstellt und mit Bildbearbeitung bearbeitet, wobei letzteres nur im geringen Rahmen, da ich dafür ja nicht beschäftigt bin und die notwendige Software nicht am Arbeitsplatz bekomme.
Das Vertrauen und die sehr positiven Rückmeldungen von Fachstellen, sind dabei sehr erfreulich für mich. Beispielsweise wäre die Webseite eigentlich in der Hand der eigentlichen Onlineredaktion, wurde mir aber quasi abgegeben. Spaß für mich, weniger Arbeit für andere. Win-Win. Die Rankings sind durch die Befüllung mit Inhalt gut nach oben gegangen.
Mal mehr und mal weniger oft gibt es dann noch die Bestands- und Regalpflege, wozu auch das Neuerwerbungsregal und andere Präsentationsregale gehören. Ja, im Normalfall ist die Bestands- und Regalpflege ggf. ein großer Teil der Tätigkeit, aber mit zunehmenden Anteil an E-Books und mit der Aufteilung auf ein komplettes Team, reduziert sich die Menge in einer wissenschaftlichen Bibliothek ganz gut. Als Beispiel: Ca. 2015 hatten wir täglich 2-3 Medienwagen und heute nur noch einen zum Einstellen. Bei einem früheren Praktikum in einer Zentralbibliothek ÖB waren es alleine für eine Teilabteilung 3 Medienwagen alle paar Stunden, da zumindest früher in der ÖB nicht so viele E-Books vorhanden waren. Das hat sich mit Angeboten wie der Onleihe ggf. teilweise geändert, aber klassische Bücher sind auch da noch der Hauptteil. Aufräumarbeiten am Regal sind aber weiterhin nicht unerheblich, sind aber die ersten Dinge die reduziert werden, wenn Personal abgebaut wird. Man hat irgendwann einfach wenig Zeit dafür, obwohl ich gerne zwischen den Regalen auf die korrekte Aufstellung achte.
Dann gibt es noch die Recherche nach Semesterliteratur (zuerst komplett, dann ein paar Jahre nur als Vertretung und inzwischen wieder zusätzlich voll) und meist Vertretungsweise bearbeite ich dann noch: Buchbearbeitung (ohne Folieren, gab es in der Ausbildung auch nicht, da Folie umweltschädlich ist & meine Stelle mit dem Thema zu tun hatte), Kasse, Zeitschriften (aber nur ganz selten was mit der Aboverwaltung), Fernleihe (nur in der Ausbildung auch mal international mit Voucher Codes), Post-Eingang (physische Post), Mahnungen, Beschilderungen erstellen, Führungen und natürlich bringe ich auch gerne Ideen und Anschaffungsvorschläge ein.
Generell probiert bei uns aber (fast, ... "fast") jeder, so viel Wissen über die anderen Aufgabenbereiche zu haben, um bei Ausfällen mithelfen zu können. Ich probiere dabei möglichst alles zumindest im groben zu Wissen und für mindestens allgemeine Fragen zu allen Bereichen stetig ansprechbar zu sein. Es gibt leider auch Bereiche, die sehr unter Verschluss gehalten werden, was ich im Sinne der Arbeitsprozess-Ausfallsicherheit, nicht nachvollziehen kann. Auch habe ich für fast alles zumindest grobe Anleitungen erstellt. So kann man sich gegenseitig helfen, wenn man mal was vergisst, etwas nicht funktioniert, oder jemand ausfällt. Die absoluten Kernthemen hat man dabei aber ggf. nicht so im Blick, da andere Stellen dafür da sind und man diese Aufgaben niemals abnehmen sollte, jedoch ist dies für Ausfälle kein gutes Konzept.
Was man als FaMI eher weniger macht:
Es gibt sowas natürlich auch und es ist theoretisch problemlos möglich, aber z.B. Bereiche wie Lizenzmanagement, Vertragsmanagement, Erwerbung (zumindest die Kernabschnitte), Rechnungswesen, alles was mit gehobenerer Personalverantwortung zu tun hat, Kontaktpflege zu anderen Bibliotheken, Einkauf von Ausstattung und andere Leitungsaufgaben, werden eher weniger von FaMIs übernommen. Teile davon, so auch Abschnitte der Rechnungsbearbeitung, des Lizenz- und Vertragsmanagements und auch Teile der Erwerbung können aber abgegeben werden, was auch gar nicht so unüblich ist. Gelernt habe ich in der Ausbildung den Rechnungseingang und die Erwerbung, aber beides war nie so richtig meins und im Berufsleben waren die Aufgaben studierten Kräften vorbehalten, wobei lediglich ein Führungswechsel dazu geführt hat, dass ich nicht auch Erwerbung gemacht hätte. Was abgegeben wird, oder auch nicht, hängt auch vom Führungsstiel ab, da man mit jeder Abgabe auch einen Teil der vermeintlichen Kontrolle abgeben muss. Auch fixe Stellenbeschreibungen machen die Arbeitsaufteilung kaputt und sind oft auch teilweise schlecht für Unternehmen.
Mir wird nebenbei des Öfteren gesagt, ich solle doch bitte Weiterbildungen machen, also Studieren usw., aber ich mag das Prüfungssystem (und Schulsystem) nicht und lerne lieber spontan und selbstständig nach Anforderung im Beruf. Auch kann ich mir persönlich nicht vorstellen, wo die Zeit dafür herkommen soll, da ich für dieses zusätzliche noch nie der Typ war. Das versperrt ggf. vieles, aber dessen bin ich mir durchaus bewusst. Es ist eine sehr bewusste Entscheidung. Es ist aber ganz klar zu empfehlen, nach dem FaMI ein Studium zu machen. Der FaMI als Basis fürs Studium gefällt mir vom Konzept auch insgesamt besser, da einem nach dem Studium sonst die Praxis und Berufserfahrung fehlt, die man mit einer Ausbildung schonmal etwas abfängt. Man darf den Unterschied gar nicht so unterschätzen, tatsächlich in beide Richtungen nicht. Ich habe inzwischen von beiden Seiten die Nachteile kennengelernt, was aber immer auch zum Teil an den Personen selbst liegt. In der Praxis sieht man auf beiden Seiten das fehlende Wissen, wenn die Personen nicht selbst nachgebessert haben. Nach der Ausbildung habe ich nur studierte neu anfangende Kräfte kennengelernt und denen hat, selbst mit Berufserfahrung, massiv die Ausbildung gefehlt, zumindest nach meiner Einschätzung. Es könnte auch ein Generationenproblem (wobei eher ein Interessensunterschied) oder der Wechsel von Diplom zu Bachelor und Master sein. Manche FaMI-Auszubildende kurz vorm Abschluss der Ausbildung waren hingegen echt gut in den meisten Bereichen, die vergleichbar waren. Es kann aber auch am Blick auf die Dinge liegen, der auch von Stelle und Person aus, unterschiedlich sein kann.
Ein Beispieltag in einer Bibliothek WB - Teil 1 & 2
Gestartet wird im Büro. Entweder gibt es Einzelbüros oder Teambüros. In meiner Ausbildungsstelle gab es Einzelbüros, die es dort auch überwiegend gab. In meiner nächsten Stelle sind es nun Teambüros, da nur die Führungskräfte eigene Büros brauchen. Wenn man sich gut versteht, hat ein Teambüro Vorteile, ansonsten könnte es nervig sein. Bisher hatte ich mit der Belegung immer Glück, kenne aber auch andere Fälle, was ganz normal ist.Rechercheanfragen durch unvollständige Quellenangaben:
Die schönsten Quellenangaben sind ordentlich und nach Norm oder mit noch mehr Inhalt erfasst und bieten einen guten Mehrwert. Alleine die Kataloge können Angaben schön aufbereitet automatisch ausgeben. Leider sind in der Realität Quellenangaben oft nicht ganz so ausführlich. In Verzeichnissen von Büchern und auch gerne bei Lehrmaterial / Literaturlisten, welche durch Lehrende (die es eigentlich besser können müssten) ausgegeben werden, findet man nicht selten nahezu oder ganz unkenntliche Quellenangaben, die fürchterlich abgekürzt wurden. Aus solchen Fällen resultieren einige der üblichen Rechercheanfragen, da es mit den Quellenangeben schwer ist, den gewünschten Titel zu identifizieren oder es wird sogar unmöglich. Dass schlimmste Beispiele, das ich schon mehrfach gesehen habe, sind Angaben mit abgekürzten Nach- und Vornamen der Autorin / des Autors und dazu ein abgekürzter Titel (HST ohne Zusatz zum HST), sowie fehlende Jahresangaben. Wenn man Glück hat, findet man damit etwas, aber spätestens, wenn eine Person mehrere Bücher mit ähnlichem Titel geschrieben hat, oder diese sich nur im Zusatz zum Sachtitel unterscheiden, hat man bereits eine unmögliche Aufgabe. Unmöglich, da man ja mit 100% Garantie den richtigen Treffer identifizieren soll. Damit kann man manchmal noch mögliche Quelle identifizierten, aber oft nicht eindeutig. Bei solchen Fällen musste ich schon mehrfach bei den ausgehenden Fachstellen nachfragen, welches Buch gemeint war und die Antworten kamen nie direkt, sondern mussten erst aufwendig neu recherchiert werden.Für fast alle Recherchen nutze ich eine Suchmaschine nebenher, um Schreibfehler oder ungenaue Angaben bei Anfragen mit Literaturlisten zu erkennen. Auch bei Anfragen, die man direkt entgegennimmt, nutze ich eine Suchmaschine parallel, da der OPAC keine Schreibfehler erlaubt (ggf. je BMS unterschiedlich) und somit auch keine fehlenden Buchstaben. Vergisst man z.B. ein L bei doppelten L im Wort, auch möglich, wenn die Tastatur nicht richtig getroffen wird, bekommt man keinen Treffer und mit etwas Pech, hängt auch noch die Suchmaske für mehrere Minuten.
Ähnlich verhält es sich, wenn jemand den Titel falsch nennt und z.B. "wissenschaftliches" anstatt "wissenschaftlichen" sagt und man würde dies ungeprüft eingeben. Entweder muss man dann trunkieren oder die Suchmaschinen parallel nutzen. Da man falsch genannte Titel aber nie ausschließen kann, führt oft kein Weg an Suchmaschinen vorbei.
Ein Lichtblick: viele Kataloge, auch der OPAC von aDIS, können inzwischen teilweise eine Autovervollständigung der Sucheingaben anbieten, leider jedoch nicht die Dienstoberfläche.